Geschichte über Visperterminen
Gemeinde im Bezirk Visp; Pfarrei des Dekanats Visp. Schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Der obere Teil des heutigen Visperterminens gehörte im Mittelalter zur Pfarrei Naters, soll aber 1221 von dieser abgetrennt worden und durch Austausch gegen Eggerberg an die Pfarrei von Visp gekommen sein. Im 12. Jahrhundert dem Domkapitel von Sitten zehntenpflichtig; gehörte zum äusseren Viertel des Zendens Visp, liess sich 1335 am Landrat vertreten. Abkommen über Wald- und Weidrechte mit Visp 1360.
Die vier Gemeinden
Früher gab es am Terbinerberg vier Gemeinden; "Ob dem grossen Stein", "Niederhäusern", "Stahlergemeinde" und "Barmühle". Das Verhältnis unter den Bewohnern dieser vier Orte war sehr angespannt. Das Leben miteinander war durch viele Zwistigkeiten beeinträchtigt. Die Gemeinde "Ob dem grossen Stein" nahm seit jeher eine führende Stellung gegenüber den anderen Gemeinden ein.
Im Laufe der Jahrhunderte ist man aber dann doch zur Einsicht gekommen, dass es miteinander besser geht, als gegeneinander. Dies beweist ein Schiedspruch aus dem Jahre 1537, der besagt, dass zwischen den Gemeinden "Ob und unter dem grossen Stein" Friede, Einigkeit und nachbarliche Verhältnisse herrschen sollen. Auch die "Stahlergemeinde" und die Gemeinde "Barmühle" wünschten sich 1598 nach langen Prozessen wegen Grenz- und Markstreitigkeiten Ruhe und Freundschaft.
Im Jahre 1715 war es endlich soweit, und die vier Orte schlossen sich zu einer Gemeinde zusammen; der heutigen Gemeinde Visperterminen. Das Wappen von Visperterminen zeigt vier Kugeln, die diese vier Gemeinden symbolisieren. Die Gemeinde feierte 2015 das 300-jährige Jubiläum dieses Zusammenschlusses. Visperterminen hat dazu in allen Weilern eine kleine Feier veranstaltet. Hier gelangen Sie zu der Fotogalerie.
1715 entstand ebenfalls eine eigene Pfarrei. Eine Pfründe bestand bereits seit 1256. Die erste Kirche wurde in Visperterminen 1256 erbaut, eine nächste folgte 1686, die dritte 1835, und die heutige Kirche wurde 1963 erstellt.
Entwicklung der Bevölkerungszahlen in Visperterminen
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die unter Wasserknappheit leidende Hanggemeinde zwei grössere Auswanderungsschübe nach Übersee. Ca. 1/4 der Bevölkerung wanderte hauptsächlich nach Argentinien aus.
Den Umschwung brachte der Bau des Wasserstollens "Mutji" 1916. Ab hier wuchs die Bevölkerungszahl in Visperterminen kontinuierlich an. Im August 2016 feierte die Gemeinde übrigens das 100-jährige Jubiläum dieses Tunnel-Druchstiches.
1930 zählte die Gemeinde 750 Einwohner, 1970 bereits deren 1324. Ein weiterer Grund für dieses Wachstum ist die Nähe zum Industrieort Visp und die damit mögliche Pendelwanderung ins Tal. 1941 wurde die Strasse Visp - Visperterminen eröffnet. In den 1960er-Jahren pendelten bis zu 200 Terbiner täglich zu ihren auswärtigen Arbeitsplätzen, der grösste Teil von ihnen ins Chemiewerk der Lonza AG in Visp. Um 1990 gingen täglich bereits an die 350 Leute zur Arbeit ins Tal, davon alleine 190 in die Lonza.
Entsprechend stark ist der Rückgang der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung. Machte diese 1930 noch rund 85 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, waren es 1960 nur noch rund 43 Prozent. 1990 lebten noch zehn Familien ausschliesslich von der Landwirtschaft, 2003 waren es nur noch einige wenige. Heute betreiben noch 3 Familien hauptberuflich Landwirtschaft.
Dank Nebenerwerbs- und Hobbylandwirtschaft (Reben, Schafe, Ziegen, Pferde etc.) hat die Gemeinde äusserlich bis in die jüngste Zeit hinein einen ausgeprägt bäuerlichen Charakter beibehalten. Diese nebenbei betriebene Bewirtschaftung ererbter Güter dürfte auch ein Hauptgrund für die starke Bindung ans Dorf sein.
In der Nachkriegszeit und bis 1990 zeigte Visperterminen gegenüber anderen Berggemeinden im Wallis weiterhin eine positive Bevölkerungsentwicklung. Im Jahr 2000 zählte Visperterminen 1357 Einwohner, nur 17 weniger als bei der Volkszählung 1990. Heute zählt Visperterminen rund 1330 Einwohner.
Impressionen
Auswanderung aus dem Oberwallis
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist ein Viertel der Bevölkerung von Visperterminen ins Ausland abgewandert. Die meisten Leute von Visperterminen wanderten aus, nach San Jerónimo Norte oder Santa Fe in Argentinien.
Im Sommer 2013 präsentierte der Verein z’Tärbinu in Zusammenarbeit mit Heidadorf Visperterminen Tourismus ein Projekt von T-Raumfahrt zum Thema Auswanderung aus dem Oberwallis unter dem Namen AUFBRUCH INS GLÜCK.
Unter diesem Link finden Sie Fotos von der Ausstellung und der Inszenierung.
Entdecken Sie auf nachfolgenden Videos Hintergründe und persönliche Schicksale. Erfahren Sie mehr darüber, was Nachkommen erzählen, über die geschichtlichen Ereignisse im Ankunftsland und sehen, was für Ansichten, Bedürfnisse und Wünsche Auswanderer und Einheimische beschäftigt haben.
Im August 2023 findet zum Thema Auswanderung/Migration ein Wandertheater mit dem Namen "cho und ga" statt.
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